So lautet der Titel eines der Bücher von Erzbischof Desmond Tutu aus Südafrika. Ihr kennt ihn vermutlich alle. Er war einer jener Ausnahmeerscheinungen, die ich schon immer sehr bewundert habe, und ich spreche nur voller Achtung von ihm.
Dieses Buch enthält eine Sammlung seiner Vorträge und Predigten, die er an verschiedenen Orten und bei unterschiedlichen Anlässen gehalten hat.
Das Thema, welches sich durch das Buch zieht, ist der deutliche und offenbar nötige Hinweis darauf, dass es auch vor der Geburt Christi bereits Gott, wie wir Christen ihn bezeichnen, gegeben hat. Das wissen wir eigentlich alle, da bereits im Alten Testament von der Schöpfung und ihrer Geschichte erzählt wird. Anscheinend wird oder wurde das jedoch immer mal wieder vergessen oder die Zeit vor Christus als irgendetwas anderes angesehen, jedenfalls möglicherweise nichts Gleichwertiges?
Wenn Gott aber doch der Schöpfer ist, dann bedeutet das aber auch, dass Er, Gott, Schöpfer und Ursache aller anderen denkbaren und nichtdenkbaren Dinge, Lebewesen, Taten usw. ist. Hier bei uns auf der Erde, im gesamten Universum, in der gesamten Wirklichkeit.
Schöpfungsgeschichten allerlei Art gibt es ja in jeder Religion und soweit wir wissen, seit der Menschwerdung. Was sollte an diesen anderen Mythen, Legenden und Erklärungen „falsch“ sein? Wer weiß denn schon so genau, wie und wodurch sie entstanden sind und was sie in ihrem jeweils tiefsten Ursprung uns eigentlich sagen wollten und wollen?
Meiner Überzeugung nach geht es uns Christen mit unserer Religion ja auch nicht viel anders.
Über 2000 Jahre, unzählige Geschichten, Gleichnisse, die heute vielleicht nicht mehr so ganz einfach zu verstehen sind, Übersetzungen, Korrekturen, Aussortierungen und Einsetzungen, Rituale, Dogmen und Ähnliches behindern oft genug den Blick auf die „eigentliche Quelle“. Zumal die „erfahrenen Inhalte“, nämlich die, die man noch nie mit Worten ausdrücken konnte, auch von der großen Mehrheit der Priester und Gläubigen selbst persönlich wohl nicht erfahren wurden. (Und das meine ich nicht als Vorwurf! – Bitte nicht missverstehen.) Aber der Schwerpunkt der Entwicklung und der Weitergabe z.B. im Christentum lag eben nicht auf der spirituellen Ebene. Und so konnten und können schnell Missverständnisse, Abgrenzungen und Überlegenheitsgefühle entstehen. Auf allen Seiten.
Wir Christen können und müssten dann auch sagen, dass Er, Gott, der alles und alle geschaffen hat, eben auch dieses Alles und diese Alle liebt. Und zwar unterschiedslos.
Und genau das können wir auf unserem spirituellen Weg hier ja auch erfahren. Sowohl auf dem Weg des Zen, als auch parallel in der christlichen Kontemplation. Jeder von uns auf seine ureigenste Weise.
Wenn wir uns bereithalten, uns öffnen und uns eintauchen lassen in diese große, geheimnisvolle Wirklichkeit, IN der wir und DIE wir alle sind, kann das unsere jeweils eigene Aufgabe werden, in jedem Fall aber eine große Möglichkeit. Mit welchem Namen oder Wort wir diese allumfassende Einheit oder alles beinhaltende Leere bezeichnen, hängt von dem Glauben ab, in dem wir jeweils stehen.
Desmond Tutu ist für mich jedenfalls ein besonders guter Zeuge für einen zutiefst innig gläubigen Menschen, der sich in dieser Innigkeit aber nicht abgekapselt hat gegenüber allen anderen und sich selbst in dieser Innigkeit mit Gott alleine feierte, sondern im Gegenteil weit, offen und aktiv war und damit auch mit allen Herausforderungen des Lebens umzugehen wusste und sich ihnen stellte. Wie schwer es auch gewesen sein mag. Ich glaube, genau in dieser Innigkeit erwuchs ihm seine große Stärke. Als absolut authentischer und überzeugender Mensch in seinem christlichen Glauben ist er für mich jedenfalls ein wirklich bewundernswertes Beispiel.
Das bedeutet aber auch, auch Zen ist nicht die einzige oder gar beste Möglichkeit zur vollkommenen Menschwerdung, genau so wenig wie das Christentum die Beste aller Religionen ist, aber lernen voneinander können wir und uns begegnen auch. Und das vor allem in der tiefsten Tiefe in uns selbst. Und nur da.
Die unendliche Wirklichkeit und unser eigenes Leben sind untrennbar miteinander verbunden, niemals zwei. Völlig unmöglich! Und so ist die sogenannte „Rückkehr“ ins eigene Leben nach gewissen Erfahrungen oder Erkenntnissen schlicht unumgänglich, will man das Geheimnis vollumfassend erfahren. Das eigene Leben aktiv und in vollen Zügen weiterleben, die eigene Existenz jetzt und hier und in diesem Moment. Das ist es. – Und das ist überhaupt das Allerbeste, was uns passieren kann.
Versprochen!
Also: Bitte weitermachen! –
Jede Minute auf dem Kissen oder anderswo, wie schwierig sie auch sein mag, zählt und ist unendlich wertvoll!
Danke
UR-F

