ZEN-KONTEMPLATION

Was ist Zen-Kontemplation?

Üblicherweise wird von Zen-Meditation gesprochen. Zen-Kontemplation ist ein spezifischer Ausdruck, der von P. Johannes Kopp SAC (Hôun-Ken Roshi) stammt. Er kam ihm im Laufe der Jahre, um die Beziehung zwischen Zen (und der dem Zen zugrundeliegenden, im Buddhismus wurzelnden religiösen Tradition) und der christlichen Tradition, welche eine nichtgegenständliche Meditation als Kontemplation bezeichnet, deutlicher zu kennzeichnen, als dies mit dem Wort Zen-Meditation der Fall sei.

In beiden Traditionen geht es um Versenkung, d.h. um eine Öffnung für ein Sich-Durchdringen-Lassen vom Unbegreiflichen. Der Gegenwart Gottes, so die christliche Sicht, bzw. der wahren Natur oder Wesensnatur, vom Buddhisten als Buddha-Natur gesehen.

Mit dem Zen und Kontemplation verbindenden Bindestrich, soll deutlich gemacht werden, dass und wie sich Zen und Kontemplation gegenseitig befruchten können – in einer Leib-Geist-Übung, in der es darum geht, sich hineinzubegeben, sich hinzugeben, von allen Gedanken, Konzepten, (Glaubens-)Vorstellungen, von allen inneren Bildern leer zu werden.

Man kann dies als einen Dialog in dem Menschen bezeichnen, der das beherzigt, was P. Lassalle als den Vollzug der Übung beschrieb: sich in seinem Leibe aufzurichten und sich in seinen Gedanken zu lassen. Ein Mensch in einer solchen Zen-Praxis kann, wenn er religiös ausgerichtet ist, in sich eine Art religiöser Zweisprachigkeit erfahren, eine Bezeichnung, die auf Ama Samy S.J zurückgeht. Er wird im Anweg hin auf die Erfahrung des Leer-Werdens die vielfache Komplementarität von Buddhismus und Christentum erkennen/erfahren können und im immer intensiver werdenden Leer-Werden „durchdringen“ können – bis hin zur Erfahrung von Kensho oder Satori, der sog. Erleuchtung, die ihrerseits jegliche Begrenzung aufhebt bzw. übersteigt.

Was hier beschrieben wird, soll verdeutlichen, was es mit der für die meisten Menschen ungewohnten und von manchen sicherlich auch als sperrig oder gar hinderlich empfundenen Bezeichnung „Zen-Kontemplation“ auf sich hat. Die erklärenden Worte dazu sollen aber keine neue oder weitere Barriere aufrichten und Menschen nicht davon abhalten, sich in diese Praxis hineinzutrauen.

Jeder ist dazu befähigt. Jeder ist willkommen, ungeachtet seines Herkommens und seiner Ausrichtung, sei sie religiös oder säkular. Oder sei es schlicht deswegen, weil er Ruhe und Frieden sucht. Jedes Motiv, sich darauf einzulassen, ist wertgeschätzt.

Wichtig ist letztlich allein, dass man die Übung beginnt, sich in seinem Körper aufrichtet, den Atem fließen lässt, die Aufmerksamkeit aus der „Kopfbezogenheit“ sanft, aber stetig herauszulösen beginnt und umlenkt auf dieses Atemgeschehen mit dem Schwerpunkt des Ausatmens in den Unterbauch (jap. Hara), offen für alles Weitere.

https://en.wikipedia.org/wiki/File:Koun_An_with_Yamada_Roshi,_San%27un_zendo.JPG - GFDL 1.2

Zen-Kontemplation im Bistum Essen

Das Programm „Leben aus der Mitte – Zen-Kontemplation im Bistum Essen“, organisatorisch dem Team exercitia des Bistums zugeordnet, ist letztlich dadurch entstanden, dass ein Christ sich unter der Leitung eines buddhistischen Meisters von der östlichen Weise der Meditation, der Zen-Meditation, ansprechen ließ, P. Hugo Lassalle, Jesuit und Japan-Missionar. Der Buddhist war Yamada Kôun Roshi, Leiter einer Zen-Laiengemeinschaft (damals: Sanbo Kyodan, heute: Sanbo Zen) in Kamakura, Japan.

Beide waren bewegt durch den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima am 6.8.1945, den P. Lassalle in unmittelbarer Nähe dort erlebt hatte. Unter dem Namen Makibi Enomiya (愛宮 真備) wurde P. Lassalle japanischer Staatsbürger. Über die kulturelle Prägekraft hinaus entdeckte P. Lassalle im Zen die Möglichkeit einer Vertiefung in seinem christlichen Glauben, lud in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts interessierte Christen (Ordensleute, Priester, Laien) ein, nach Japan zu kommen und wurde so Pionier des Zen für Christen. Unter diesen war der Pallottiner Johannes Kopp (1927-2016), der 1972 begann, Meditationskurse im Bistum Essen anzubieten und damit den Grundstein für das Programm „Leben aus der Mitte – Zen-Kontemplation“ legte.

Der Bindestrich zwischen „Zen“ und „Kontemplation“ war sein Lebensmotto: Östliche und westliche Meditationsweisen sollen sich IM Übenden gegenseitig befruchten, also so etwas wie ein intra-religiöser Dialog im Einzelnen entstehen. Heute zählt das Programm ca. 20 Lehrer und MitarbeiterInnen und hat seinen Sitz am Meditationszentrum in Hattingen/Ruhr, St. Josef-Straße 2. Die Sesshins (mehrtägige Kurse) finden in Klöstern und Bildungshäusern statt.

Viele Menschen – in ökumenischer Offenheit und in ihrer Selbstwahrnehmung oft außerhalb oder an den Rändern der Kirchen – treffen sich wöchentlich zu einer Abendmeditation in Regionalgruppen, so wie unsere Gruppe in Bochum-Weitmar in der evangelischen Emmausgemeinde und eine weitere Gruppe unter der Leitung von Johannes Michalak im Pfarrheim der Gemeinde St. Meinolphus in Bochum-Ehrenfeld.